Tailfin Gepäckträger – Bikepacking

Nordest Tailfin

Bikepacking mit Gepäckträger?

Der Begriff „Bikepacking“ hat seine Wurzeln in den USA und ist untrennbar mit den sogenannten Ultra-Distanz-Radrennen verbunden. Diese Veranstaltungen, die oft mehrere tausend Kilometer umfassen, ziehen Abenteuerlustige und Ausdauersportler gleichermaßen in ihren Bann. Die Rennen erstrecken sich über Tage oder sogar Wochen und fordern von den Teilnehmern nicht nur physische Höchstleistungen, sondern auch eine umfassende Selbstversorgung.

Was bedeutet das konkret? Die Fahrer müssen sämtliche Ausrüstung, die sie für die gesamte Dauer des Rennens benötigen, am Fahrrad transportieren. Dazu gehören Schlafsack, Isomatte, Zelt oder Biwaksack für die Übernachtung, wetterangepasste Kleidung, Verpflegung, Wasser und gelegentlich sogar Werkzeuge für Reparaturen. Dieses Gepäck wird in speziell entwickelten Taschen verstaut, die am Rahmen, Lenker und unter dem Sattel befestigt werden, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen und die Aerodynamik möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Doch beim Bikepacking zählt nicht nur, was mitgenommen wird, sondern vor allem, wie wenig. Jedes zusätzliche Kilo kann auf langen Strecken zur Belastung werden. Daher liegt der Fokus auf ultraleichten Materialien und einem minimalistischen Ansatz: Alles Überflüssige bleibt zu Hause. Gleichzeitig muss das Rad trotz des Gepäcks agil, stabil und für hohe Geschwindigkeiten geeignet bleiben – sowohl auf Asphalt als auch auf anspruchsvollen Schotterpisten oder in unwegsamem Gelände.

Die besondere Herausforderung des Bikepackings liegt in der Balance zwischen Komfort und Effizienz. Einerseits müssen die Fahrer sich auf ihre Ausrüstung verlassen können, um unabhängig und sicher unterwegs zu sein. Andererseits darf das zusätzliche Gewicht die Fahrdynamik nicht beeinträchtigen. Dieses Zusammenspiel aus technischer Planung, körperlicher Ausdauer und dem Drang nach Freiheit macht den Reiz von Bikepacking aus. Es ist mehr als nur eine Art des Reisens – es ist eine Philosophie, die Abenteuer, Technik und Minimalismus miteinander verbindet.

Auf einer Radreise stehen in der Regel keine Geschwindigkeitsrekorde im Vordergrund. Dennoch bleibt das Konzept des Bikepacking – mit eng am Rahmen befestigten Taschen und dem Gefühl, ein wendiges und agiles Fahrrad zu fahren – ein großer Vorteil. Besonders für alle, die leicht und effizient unterwegs sein möchten. Allerdings hat das klassische Bikepacking-Setup auch seine Grenzen, insbesondere beim Stauraum.

Ich persönlich reise gerne etwas komfortabler und nehme oft ein 2-Personen-Zelt, einen Campingstuhl und meinen Trangia-Kocher mit. Solche Ausrüstungsgegenstände passen jedoch kaum in eine Satteltasche, die liebevoll „Arschrakete“ genannt wird. Ein weiteres Manko dieser Taschen ist das oft störende Hin- und Herschlenkern, besonders bei schwererem Gepäck. Für minimalistisches Packen und schnelles Vorankommen sind sie zwar ideal, doch für umfangreicheres Equipment eher ungeeignet.

Nach einigen Experimenten mit klassischen Gepäckträgern und Ortlieb-Taschen habe ich schließlich das Tailfin-System für mich entdeckt – und bin begeistert. Das System kombiniert Stabilität mit Flexibilität: Absolut nichts wackelt, selbst bei voller Beladung. Gleichzeitig kann ich den Gepäckträger abnehmen, wenn ich ihn nicht benötige, sodass mein Gravelbike weiterhin schlank und sportlich bleibt.

Ein großer Vorteil ist die Möglichkeit, das System bei Bedarf schnell zu montieren oder abzunehmen. Wer beispielsweise zwischen Bikepacking-Touren und leichten Trainingsfahrten wechselt, muss keinen permanenten Gepäckträger am Fahrrad lassen.

Das System ist so konzipiert, dass es sich schnell und unkompliziert an nahezu jedem Fahrrad montieren lässt – unabhängig davon, ob das Rad über Ösen für Gepäckträger verfügt oder nicht. Das macht es ideal für moderne Gravel- oder Rennräder, die oft keine standardmäßigen Befestigungspunkte bieten.

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Für mich ist das Tailfin-System die perfekte Ergänzung zur Satteltasche („Arschrakete“), insbesondere auf längeren Reisen. Es bietet zusätzlichen Stauraum, der nicht nur für mehrtägige Touren ideal ist, sondern auch praktisch, wenn unterwegs Einkäufe sicher und stabil transportiert werden müssen.

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Die Top-Tasche des Tailfin-Systems bietet ein Volumen, das mit vielen Satteltaschen („Arschraketen“) vergleichbar ist, bleibt dabei jedoch absolut stabil – selbst im Wiegetritt oder bei unruhigem Terrain. Für Fototouren passt beispielsweise eine Nikon D800 zusammen mit einem 70-200mm f/2.8-Objektiv hinein. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen Halter für ein Rücklicht zu montieren, hier im Beispiel mit einem Garmin-Mount.

Am Rad habe ich aktuell 44×700 WTB Reifen, also 28 Zoll und 44mm breit. Die Innenbreite in der Reifenhöhe sind nachgemessen etwa 85mm. Was so gut wie alle Reifen zulässt. 

Die Taschen haben eine Verriegelung, die die Tasche richtig einspannt und durch die harte Rückwand die Tasche stabil hält. Unten ist ein zusätzlicher Halter, der die Tasche am Rahmen des Gepäckträgers hält.

Der Träger ist unten gummiert, was sich allerdings mit der Zeit löste. Ich habe über das original Gummi einen Fahrradschlauch gezogen, was ich von Anfang an empfehle.

Der Träger wird an drei Punkten befestigt. An der Sattelstütze durch eine Verschlußschelle und an den Schraubösen an denen man Adapter einschraubt. Sind keine Schraubösen vorhanden, bei einem Carbonrad etwa, kann man eine Achse tauschen und den Träger dort befestigen.

Erfahrungen mit Nachteilen:

Die obere Strebe des Gepäckträgers wird in zwei Längen angeboten. Tailfin empfiehlt für Rahmen bis Größe 51 und kleiner die um 5 cm längere Strebe, um den Abstand zwischen der Top-Tasche und dem Sattel zu vergrößern. In meinem Fall, mit einem Stahlrahmen, führte die Verwendung der längeren Strebe jedoch zu unerwarteten Problemen: Bei Beladung begann der Rahmen in Kombination mit der längeren Strebe zu schwingen, was sich auf die Lenkung auswirkte und ein Flattern verursachte.

Zwar ließ sich das Flattern durch das Fahren mit beiden Händen am Lenker stabilisieren, doch kurze Bodenwellen oder das Fahren mit nur einer Hand lösten die Schwingungen immer wieder aus. Dieses Verhalten empfand ich als unangenehm und potenziell gefährlich. Mit der kurzen Standardstrebe hingegen trat das Problem nicht auf, und das Fahrverhalten blieb auch unter Belastung stabil.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Problem nicht allein am Gepäckträger liegen muss. Verschiedene Faktoren spielen hier wahrscheinlich zusammen. Mein Rad ist mit 28-Zoll-Laufrädern ausgestattet, die unter Beladung generell anfälliger für Schwingungen sind als kleinere 26-Zoll-Laufräder. Zusätzlich verlagert die verlängerte Strebe das Gewicht weiter nach hinten, wodurch die Hebelwirkung zunimmt.

Die Schwingungen treten bei meinem Fahrrad mit der langen Strebe ab einer Zuladung von etwa 9 bis 10 kg auf. Bei geringerer Zuladung zeigt sich das Fahrverhalten spürbar stabiler. Im Gegensatz dazu konnte ich bei der kurzen Strebe, selbst bei einer Beladung von 18 kg (z. B. Wasserflaschen), eine deutliche Verbesserung der Stabilität und des Fahrverhaltens feststellen. Vollständig eliminiert wurden die Schwingungen jedoch nicht.

Es ist jedoch denkbar, dass sich dieses Verhalten an einem anderen Fahrrad, abhängig von Rahmengeometrie, Laufradgröße und weiteren Faktoren, anders zeigt.

Meiner Meinung nach, lässt sich zusammenfassend sagen, dass das Tailfin-System bei einer geringeren Zuladung stabil funktioniert, insbesondere mit der kurzen Strebe. Bei höheren Lasten, insbesondere mit der langen Strebe, können jedoch Schwingungen auftreten, die das Fahrverhalten beeinträchtigen. Die kurze Strebe bietet auch bei schwerer Beladung eine deutlich verbesserte Stabilität, wenngleich die Schwingungen nicht vollständig eliminiert werden konnten. Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass sich das Verhalten je nach Fahrradmodell und -ausstattung unterschiedlich zeigen kann.

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