Bikepacking mit Gepäckträger?
Wer nach den Ursprüngen des Begriffs „Bikepacking“ sucht, wird vermutlich auf Radrennen in den USA stoßen. Diese Rennen erstrecken sich nicht selten über mehrere tausend Kilometer und dauern oft mehre Tage bis Wochen an. Die Teilnehmer müssen sich auf diesen Ultra Distanzen gewöhnlich selbst versorgen. Was bedeutet, dass Schlafsack, Isomatte, Zelt, Kleidung, Nahrung und Getränke am Rad untergebracht werden müssen. Dabei sollte sich das Rad immer noch schnell und mit möglich wenig Gewicht bewegen lassen. Die Fahrphysik sollte möglichst erhalten bleiben und das Rad auch auf Schotter und im Gelände gut handelbar und schnell unterwegs sein.
Auf einer Radreise fährt man gewöhnlich keine Rennen. Der Vorteil des Bikepacking mit eng am Rad befestigten Taschen und das Gefühl immer noch ein normales wendiges Rad zu fahren, ist aber nicht zu unterschätzen. Ein Nachteil des klassischen Bikepacking Setups, ist allerdings der begrenzte Stauraum.
Ich fahre auch alleine gerne mit 2-Personen Zelt, Campingstuhl und Tangria Kocher. In die Satteltasche (Arschrakete) bekommt man das nicht unter und ein Nachteil der Satteltaschen ist das Hin und Her schlenkern. Die sind für leichtes Gepäck und schnelles Vorrankommen super.
Nach einigen herumprobieren mit Gepäckträgern und Ortlieb Taschen bin ich auf das Tailfin-System gestoßen. Der Vorteil meiner Meinung nach, ist die Flexibilität und die Stabilität. Absolut nichts wackelt, zudem möchte ich nicht ständig ein Gepäckträger am Gravel haben.
Für mich ist es eine tolle Erweiterung zur Arschrakete, wenn es länger auf Reise geht und auch mal unterwegs der Einkauf verstaut werden muss.
Die Top-Tasche hat ein ähnliches Volumen wie die meisten Arschraketen. Vorteil ist allerdings das es beim Fahren keine Bewegungen gibt. Selbst beim Wiegetritt nicht. Für Fototouren geht gut eine D800 + 70-200 f/2.8 rein. Optional gibt es einen Halter für ein Rücklicht, hier als Beispiel mit einem Garmin-Mount.
Am Rad habe ich aktuell 44×700 WTB Reifen, also 28 Zoll und 44mm breit. Die Innenbreite in der Reifenhöhe sind nachgemessen etwa 85mm. Was so gut wie alle Reifen zulässt.
Die Taschen haben eine Verriegelung, die die Tasche richtig einspannt und durch die harte Rückwand die Tasche stabil hält. Unten ist ein zusätzlicher Halter, der die Tasche am Rahmen des Gepäckträgers hält.
Der Träger ist unten gummiert, was sich allerdings mit der Zeit löste. Ich habe über das original Gummi einen Fahrradschlauch gezogen, was ich von Anfang an empfehle.
Der Träger wird an drei Punkten befestigt. An der Sattelstütze durch eine Verschlußschelle und an den Schraubösen an denen man Adapter einschraubt. Sind keine Schraubösen vorhanden, bei einem Carbonrad etwa, kann man eine Achse tauschen und den Träger dort befestigen.
Nachteilige Erfahrungen.
Die obere Strebe des Gepäckträgers gibt es in zwei Längen. Tailfin empfiehlt bei Rahmengröße 51 und kleiner, die um 5cm längere Strebe zu verwenden. Damit es in Verbindung mit der Top-Tasche zum Sattel nicht so eng ist. Hierbei habe ich festgestellt, dass bei meinem Fahrrad (Stahlrahmen) in Verbindung mit der langen Strebe und einer Beladung der Rahmen und damit die Lenkung anfängt zu flattern. Mit beiden Händen am Lenker beruhigt es sich wieder, aber kurze Bodenwellen oder das Fahren mit einer Hand löst es immer wieder aus. Das ist unangenehm und kann gefährlich werden. Mit der kurzen Standardstrebe ist es sofort wieder ruhig und ich konnte es nicht reproduzieren.
Jetzt muss man dazu sagen, dass es nicht am Träger alleine liegen muss. Es spielen hier sicher mehrere Faktoren mit rein. Mein Rad hat 28Zoll Laufräder, die schon mal bei Beladung anfälliger sind als 26 Zoll Laufräder. Durch die Verlängerung sitzt das Gewicht weiter hinten und hat somit eine größere Hebelwirkung.
Die Schwingungen treten bei mir mit der langen Strebe so bei 9-10Kg Zuladung hinten auf. Bei weniger Gewicht wird das Verhalten wieder besser. Bei der kurzen Strebe habe ich 18KG Wasserflaschen geladen und konnte das Verhalten nicht beobachten.
An einem anderen Rad kann es sich natürlich auch wieder anders verhalten.